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Freitag, 10. Januar 2020

Lou Parker - Ein Männlein steht im Walde...

Nahe der Osterkirmes in Deutz wird eine Leiche gefunden. Nur einen Tag später taucht eine weitere am Rheinufer in Rodenkirchen auf. Zwei männliche Opfer. Beide auf ähnliche Weise verstümmelt. Waren es Ritualmorde? Detektiv Lou Parker wird beauftragt, einen der beiden Morde aufzuklären. Die Ermittlungen führen ihn weit zurück in die Vergangenheit – und zu einem zutiefst verstörenden Geheimnis ...

Parker leert seine Taschen aus, legt die Schlüssel und das Portemonnaie auf den Telefontisch im Flur und hängt seine Lederjacke an die Garderobe. In Gedanken ist er noch bei seinem Freund. Er kann Jos Ärger verstehen. Da hat ganz offensichtlich einer seiner Kollegen der Presse Insiderwissen weitergegeben, gegen Bezahlung vermutlich. Dabei ist das, was da vorgestern in Deutz passiert ist, eine echte Schweinerei. Wie krank muss man sein, so etwas zu tun. Er zieht die Schuhe aus und geht auf Socken ins Schlafzimmer. Unterwegs begegnet ihm Watson, der etwas ungelenk aus dem Wohnzimmer in Richtung Küche tappt.
»Na, du Faultier, hab ich dich aufgeweckt?«, ruft Parker hinter ihm her. »Oder treibt dich der Hunger in die Küche? Was? Ich versteh dich nicht! Ach, du sprichst nicht mit mir! Selbst schuld, wer nix sagt, bekommt auch nix ins Näpfchen!« Parker knöpft sein Hemd auf und sieht aus dem Augenwinkel, wie Watson an ihm vorbeistolziert, um sich demonstrativ in den Türrahmen zu setzen. Der Kater beobachtet jede seiner Bewegungen, stumm und stoisch. Parker dreht sich zu ihm um.
»Tu bloß nicht so«, sagt er, »du kannst miauen, das habe ich schon mit eigenen Ohren gehört.«
Parker steht da, mit halb aufgeknöpftem Hemd, und wartet. Es herrscht Stille. Kein Laut, weder von Mensch noch Tier. Nur das Ticken der Armbanduhr ist zu hören. Minuten vergehen. Dann der tiefe, schwere Seufzer von Parker:
»Also gut, du hast gewonnen, und ich bin der Trottel mit dem viel zu weichen Herz! Oh Mann, das darf echt nicht wahr sein, ich lass mich von einer fetten Miezekatze versklaven!« Parker stürmt schnaufend an Watson vorbei in die Küche und erschreckt sich, als der Kater bereits vor seiner Schüssel auf ihn wartet.
»Hey Dicker, wie haste denn das gemacht?«
Antwort? Fehlanzeige! Alles was Parker zu hören bekommt, ist ein ausgiebiges Schmatzen, in das sich jetzt das Klingeln des Telefons mischt. Parker schaut auf die Uhr – fünf vor zwölf –, ein Gratulant auf den letzten Drücker? Schnell hastet er in den Flur und hebt das Telefon von der Station.
»Parker!«
»Verdammt, Lou«, blafft ihn die raue Stimme unvermittelt an, »die Polizei war da! Eigentlich … verdammt … eigentlich wollte ich dir zum Geburtstag gratulieren … aber scheiße, es ist was passiert … du musst sofort zu mir kommen! Ich brauche dich. Jetzt! Irgendeine Drecksau hat Mike umgebracht. Hat ihn massakriert. Lou, ihm wurden die Eier abgeschnitten … Los, schwing deinen Arsch in dein Frauenauto und komm her!«

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